Otto Rehhagel, Hertha BSC 2012 „Alle müssen ihr Ego in den Hintergrund stellen“, so sprach der einstige König Otto bei seinem Amtsantritt in Berlin im Februar 2012. Denn: „Ich bin ein Vorreiter und erwarte Ordnung und Disziplin. Ich bin ein Preuße. Oder auch ein demokratischer Diktator. Ich bin der Spiritus rector. Ich bin das Gesetz und alle hören auf mein Kommando.“ Es half alles nichts, Hertha stieg in der Relegation gegen Düsseldorf ab. Ein Trost für Rehhagel: „Meine Reputation kann man mir nicht mehr nehmen.“ Na dann.
Ailton, KFC Uerdingen 2009Ailton hat schon so einige Vorstellungsrunden hinter sich – und dabei auch zum Ende der Karriere nichts von seinem ureigenen Charme eingebüßt. Sein Kommentar bei der Pressekonferenz des damaligen Sechstligisten KFC Uerdingen 2009: „Darüber lacht ganz Deutschland“. Richtig. Auch der Vorsitzende des KFC Agissilaos Kourkoudialos kam aus dem Grinsen nicht mehr heraus: „So einen Transfer gab es seit hundert Jahren hier nicht und wird es in den nächsten hundert Jahren nicht wieder geben.“ Insgesamt hatte das Projekt „Das Ailton“ eher mäßigen Erfolg, nach 13 Spielen und vier Toren hatte der Kugelblitz genug.
Hape Kerkeling, Grazer AK 2006Es war kurz vor dem Wiener Derby 1998 als der Grazer AK seinen neuen Trainer vorstellte. Präsident Peter Svetits machte die Medien auf der „Pressekonferenz der besonderen Art, die einigen von uns noch lange in Erinnerung bleiben wird“ (Svetits) mit seinem neuen litauischen Schleifer Albertas Klimawiszys bekannt. Während der bis dahin amtierende Trainer Klaus Augenthaler souverän seine Abschiedsworte formulierte, machte sich Klimawiszys direkt für die erste Trainingseinheit bereit. Dass sich hinter der Maske des osteuropäischen Trainerfuchs der deutsche Komiker Hape Kerkeling verbarg, merkte keiner der anwesenden Presseleute. Nach einer knorrigen Vorstellungsrunde, bei der auch Spielerdiffamierungen und ein litauisches Ständchen zu hören waren, ließ Kerkeling sein Team auf dem Trainingsplatz eine Rolle vorwärts nach der anderen vollführen.
Mehmet Scholl, Karlsruher SC 1989Mehmet Scholl wurde trotz seiner schmächtigen Statur in Karlsruhe stets als vielversprechendes Talent gehandelt. Nur bei Winfried Schäfer, damals Trainer der Profis, war der Techniker 1989 scheinbar noch nicht so hoch im Kurs. Scholl jedoch konnte sein erstes Profiintermezzo kaum abwarten und hatte kurzerhand bei Schäfer zu Hause angerufen. Mit Erfolg: ER wurde prompt zum Training eingeladen. Als Scholl dann einige Tage später erstmals in der Runde der Großen auftauchte, schien Schäfer sich aber noch nicht weiter informiert zu haben und stellte das Talent fachkundig mit den Worten vor: „Das ist der Ahmed, der trainiert heute mal bei uns mit“.
Brian Clough, Leeds United 1974Er war ein ganz großer seines Fachs. Mit 15 Jahren hatte Brian Clough die Schule geschmissen, mit 27 musste er die aktive Laufbahn beenden. Mit 30 wurde er der jüngste Ligatrainer überhaupt. Das Fundament seiner legendären Trainerkarriere legte er bei Hartlepool United, die er binnen drei Jahren von der siebten in die vierte englische Liga führte. Anschließend schaffte er mit Derby nach 16 Jahren den Wiederaufstieg und gewann sogar die Meisterschaft. Einen Namen machte er sich auch mit seiner Kritik an Gegnern („betrügerische Bastarde“), den Fußballestablishment an sich und schließlich mit seiner Antrittsrede als Trainer bei Leeds United. Den dortigen Spielern empfahl Clough, all ihre bisherigen Erfolge zu vergessen, da diese unfair erzielt worden seien. 44 Tage später durfte er sich einen neuen Job suchen. Ein Sieg aus sechs Spielen, eine revoltierende Mannschaft, 44 Tage voller Missverständnisse.
Gökhan Inler, SSC Neapel 2011Aurelio De Laurentiis, italienischer Filmproduzent und Präsident des SSC Neapel, liebt den großen Auftritt. Bei Heimspielen zeigt er sich gern mit dem Bürgermeister der Stadt, einem ehemaligen Antimafia-Staatsanwalt auf der Tribüne. Nebenbei ist erklärtes Ziel des Bosses, die Champions League zu gewinnen. Unter anderem zu diesem Zweck wurde 2011 der Schweizer Nationalspieler Gökhan Inler verpflichtet. Der teuerste Schweizer aller Zeiten wurde dann der erstaunten Presse standesgemäß präsentiert: mit einer Löwenmaske, die De Laurentiis kurz zuvor in der Kabine gefunden hatte.
Giovanni Trapattoni, Irland 2008Der Erfinder der Wutrede kann auch anders. Als Giovanni Trapattoni 2008 als neuer irischer Nationaltrainer vorgestellt wurde, begann er mit einer Entschuldigung: „I apologize, my English is not so good. I’m sure in the future I will speak better.“ Nicht zu Unrecht fühlt man sich an einen anderen ehemaligen Bayern erinnert und: Volltreffer. Trap parliert in feinstem Italo-Englisch-Deutsch Mix über seine Heimat und die Presse („Italien is very, very difficult and…you collega, the press, no, no, is normal, I live again with critiche, is very important“), sich selbst („I am sometimes impulsive, I say what I think, but I think also one hundred“) und über sein grenzenloses Vertrauen in die Mannschaft („I’m in trust“). Seit Oktober 2010 betreut Trapattoni übrigens die Fußballauswahl Vatikanstadts. Eigentlich schade.
Lothar Matthäus, New York Metrostars 2000Der Vollständigkeit halber gibt es den Klassiker, der natürlich an dieser Stelle nicht fehlen darf: Lothar Matthäus und sein Einstand bei den New York Metrostars haben deutschlandweit Kultstatus erlangt. Und auch die anwesenden Reporter konnten sich ein Lächeln kaum verkneifen. „My English is not very good, my German is better. And I hope in the next mounts I can learn English for understand all queschtions. And I hope we have a little bit lucky and can win the next year soccer championship“, parlierte der Weltfußballer von 1991 bei seiner Vorstellung locker flockig in die zahlreichen Mikrofone. Leider erfüllte sich keiner seiner eloquent vorgetragenen Wünsche: Die amerikanische Meisterschaft blieb ihm versagt, seine immer noch eher mäßigen Englischkünste stellte der Weltstar vor kurzem in seiner Reality-Soap auf Vox zur Schau.
Louis van Gaal, FC Bayern München 2009So berührend wie ein Spruch im Poesiealbum: „Das bayerische Lebensgefühl passt mir wie ein warmer Mantel. Warum? Mia san mia, wir sind wir und ich bin ich.“. Schöne Worte von Louis van Gaal bei seiner Antrittsrede beim FC Bayern 2009. Unter den kuscheligen Mantel passte indes nicht jeder, Franck Ribéry etwa beschwerte sich schon nach kurzer Zeit über fehlende familiäre Wärme an der Säbener Straße; die soziale Kälte schien van Gaal sogar zu forcieren: „Ich bin wie Gott. Ich werde nie krank, und ich habe immer recht.“ Was zusammen mit seinem Selbstbild „selbstbewusst, arrogant, dominant, ehrlich, arbeitsam, innovativ, aber auch warm und familiär“ die beste Gottesdefinition seit dem Alten Testament ergibt.
José Mourinho, FC Chelsea 2004Der große Louis van Gaal wurde einst als Cheftrainer zum FC Barcelona gerufen. Dort traf er auf einen nicht weniger egozentrischen Herren: José Mourinho. Mou arbeitete fortan als Assistent und Chefanalytiker. Vielleicht sagte er deshalb einige Jahre später während seiner Antrittsrede bei Chelsea in vorauseilendem Gehorsam: „Wenn ich einen einfachen Job gewollt hätte, wäre ich in Porto geblieben: Wunderschöner blauer Stuhl, die Champions-League-Trophäe, Gott und nach Gott ich!“ Noch in der selben Rede gestattete sich Mourinho die Installation als Auserwählter: „I am european champion. I am not one of the bottle…and I…yes, I think I am a special one.“ Zu weiteren Erklärungen ließ sich Mourinho nicht herab. Aber eigentlich ist ja auch alles klar. Es kann nur einen geben.